Vom Glas zum Spiegel – Wie wird ein Spiegel hergestellt?
Der Spiegel begegnet uns täglich in allen möglichen Alltagssituationen. Im Bad, im Schlafzimmer, in Umkleidekabinen, im Aufzug und wo nicht noch überall. An nahezu jedem Ort können wir unser Spiegelbild betrachten. Doch haben Sie sich schon mal die Frage gestellt, wie ein solcher Spiegel eigentlich entsteht? Wie es dazu kommt, dass wir uns selbst so klar und reflektiert sehen können? Wir haben uns für Sie schlau gemacht.
Die Produktionsschritte
Damit Sie endlich erfahren, wie auch Ihr Spiegel zuhause hergestellt wird, führen wir Sie Schritt für Schritt durch die Produktionswerkstatt eines Spiegels.
1. Das Glas
Normalerweise wird für die Spiegelherstellung einfaches, herkömmliches Glas verwendet wie ein jeder es kennt. Manche Firmen haben sich jedoch zusätzlich zur Spiegelherstellung auch noch die Herstellung des Glases zur Aufgabe gemacht. Dafür werden Quarzsand, Natriumcarbonat, Natriumsulfat, Feldspat, Dolomit Gestein und Bruchglas zerkleinert, fein gesiebt, erhitzt und in die Form einer Scheibe gegossen. Diese muss dann noch aushärten und die Glasscheibe ist fertig. (Quelle) Einfacher ist es aber natürlich, das Glas zu kaufen.
Die Luxus-Glas-Variante, die sich am Ende dementsprechend auch auf den Preis des Spiegels niederschlägt, ist Kristallglas. Es ist – wie der Name schon verrät – besonders transparent, glänzt und besitzt eine sehr hohe Lichtbrechung. Kristallglas besteht aber nicht aus echtem Kristall, sondern trägt seinen Namen nur aufgrund seiner äußeren Erscheinung.
2. Glas brechen
Im nächsten Schritt wird das Glas auf die richtige Größe gebrochen. Das wird noch per Hand gemacht, da es viel Fingerspitzengefühl erfordert und außerdem die Maschinen auf jede Größe neu eingestellt werden müssten.
Das Zuschneiden oder Brechen wird oft aber auch ganz am Schluss der Produktionskette vorgenommen (siehe Schritt 11).
3. Reinigen
Hat das Glas die richtige Größe, wird es mit destilliertem Wasser gereinigt, denn es muss komplett schmutzfrei sein, damit die folgende Silberschicht haften bleibt. Die Verwendung von destilliertem und nicht etwa normalem Leitungswasser ist wichtig, da es keine Ionen wie beispielsweise Kalk enthält, die Rückstände hinterlassen und die danach aufgetragene Silberschicht zerstören können.
4. Polieren
Anschließend wird die Glasplatte mit Ceriumoxid poliert, um zu garantieren, dass die Scheibe auch wirklich spiegelglatt ist. Denn das Mittel gleicht mögliche Kratzer aus.
5. Silberschicht
Der nächste Schritt lässt zum ersten Mal die Entstehung eines Spiegels erahnen. Denn es wird nun eine hauchdünne Schicht aus Silber auf das Glas aufgetragen (circa 1µm/qm), die ganz am Ende das Spiegelbild perfekt reflektieren soll. Spiegeln kann man sich zwar bereits, nachdem die Silberlösung aufgesprüht worden ist, jedoch fehlen noch einige Schritte bis der Spiegel komplett gebrauchsfähig ist.
6. Schutzschicht
Da Silber die Eigenschaft hat leicht zu korrodieren, muss auf die Silberschicht, sobald sie trocken ist, noch ein Schutz aufgetragen werden. Würde das nicht passieren, entstünden unschöne schwarze Flecken und der Spiegel wäre nicht mehr zu gebrauchen.
7. Lack
Damit die Hersteller auf der sicheren Seite sind, wird nach dem Schutzlack erneut ein Lack aufgetragen, der vor Korrosion schützt. Dieser wird getrocknet, um eine Basis für den anschließenden Lack zu bilden, der vor Kratzern schützen soll.
8. Trocknen
So besprüht wird der Spiegel dann bei 200 Grad circa drei Minuten lang getrocknet.
9. Abschleifen und Reinigen
Ist der Spiegel getrocknet, werden die scharfen Kanten geschliffen und die Glasplatte nochmals gereinigt, damit der Spiegel fehlerfrei und sauber poliert verkauft werden kann.
10. Letzter Check
Vor dem endgültigen Verkauf wird der Spiegel jedoch nochmal vom menschlichen Auge kontrolliert. Denn so können eventuelle Unreinheiten festgestellt werden, die eine Maschine nicht erkennen würde.
11. Ab zum Händler
Nun wird der Spiegel bruchsicher verpackt und tritt die Reise zu diversen Händlern an.
12. Individuell zuschneiden
Hat der Spiegel noch nicht die Form, die sich der Spiegelverkäufer für sein Endprodukt wünscht, wird jener nochmal von ihm zugeschnitten. Wir tun das beispielsweise auch mit unseren Wandspiegeln, damit sie die ideale Größe und Form bekommen. Danach wird der Spiegel wahlweise mit Lichtern oder Verzierungen verschönert.
Fertig!
(Quelle)
Gibt es gute und schlechte Spiegel?
In einem hochwertig gefertigten Spiegel sehen wir unser Spiegelbild detaillierter und klarer als in einem billigen Spiegel. Aber woran liegt das?
Bei der Herstellung wird normalerweise, wie oben dargestellt, Silber verwendet. Aus dem einfachen Grund, dass es darauf fallendes Licht am besten reflektiert und das beste Bild entstehen lässt. Jedoch ist das Aufsprühen von echtem Silber auch sehr kostspielig und lässt daher den Preis der Spiegel steigen, je nach aktuellem Wert des Silbers. Aus genau diesem Grund gibt es auch Spiegel, die mit einer Aluminiumschicht überzogen werden. Das ist natürlich günstiger, jedoch wird der Spiegel als Endprodukt nicht in gleichem Maße Licht reflektieren wie ein mit Silber belegter Spiegel. (Quelle)
Kupfer ade, der Umwelt zuliebe
Silber oder Aluminium sind nicht die einzigen Substanzen, die bei der Herstellung eines Spiegels verwendet werden. Es kommen noch diverse Lacke und Schutzschichten hinzu, die das Silber schützen sollen. Mittlerweile sind wohl alle verwendeten Materialien unbedenklich, doch das war nicht immer so. Noch bis vor zehn Jahren wurde nicht reines, sondern mit Kupfer gemischtes Silber gebraucht. Bis man feststellte, dass das Schwermetall Kupfer der Umwelt oder sogar dem Menschen schadet, wenn es in zu großer Konzentration in Wasser, Luft oder Boden vorkommt. Somit hat man dessen Verwendung vor circa einem Jahrzehnt auch in der Spiegelherstellung verboten. (Quelle, Quelle)
Spiegel selbst machen
Einen Spiegel selbst herzustellen, ist sicherlich eine Herausforderung – nicht nur für DIY-Fans. Jedoch ist es aufgrund der vielen, teils gesundheitsschädlichen oder ätzenden Substanzen und Säuren auf keinen Fall ratsam. Denn viele Inhaltstoffe, die für die Herstellung der benötigten Lösungen verwendet werden, sollten beispielsweise unter keinen Umständen eingeatmet werden oder auf die bloße Haut treffen (Quelle). Deshalb sollte man aufgrund der hohen Verletzungsgefahr sehr vorsichtig sein.
Und auch preislich entsteht kein Vorteil, da sämtliche Zutaten (z.B. in der Apotheke) erst erworben werden müssen, und das in der richtigen Menge. Für ein Gramm Silbernitrat, das in einem, in der Apotheke erhältlichen, Höllensteinstift enthalten ist, müsste man schon zwei der Stifte kaufen, was bereits circa 10 Euro wären (Quelle). Dazu kämen dann noch die restlichen Substanzen wie zum Beispiel Ammoniumsulfat und Salpetersäure. Es summiert sich also, sodass es am Ende nicht nur einfacher und sicherer, sondern auch preiswerter ist, sich einen fertigen Spiegel zu kaufen.
Wer trotzdem Interesse an der Eigenherstellung eines Spiegels hat kann es in diesem Artikel nachlesen.
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